Trotz der heissen Tage gibt es Anzeichen, dass auch dieser heisse Sommer sich seinem Ende nähert. Schwärme von lärmigen Staren fallen in die Beerensträucher ein. Die Äste der Sträucher neigen sich unter dem Gewicht der Stare. Nun heisst es für die Zugvögel, Fettreseven anzulegen für die lange Reise in den Süden zu ihren Überwinterungsplätzen.
3.8. Über dem grossen Dach der Sekundarschule versammelt sich ein Mehlschwalbenschwarm. Aufgeregtes Zwitschern, nach Insekten haschen, sich kurz hinsetzen, wieder auffliegen, nur einige Minuten dauert dieses Schauspiel. Es wiederholt sich an einigen Tagen.
Offenbar zieht die Abstrahlung des grossen Daches viele Insekten an. Für die Zugvögel ist es Zeit, sich Fettpolster anzufressen. Bald beginnt der anstrengende und gefährliche Flug nach Afrika, über die Sahara hinweg. Nur wer fit ist, übersteht diese Reise.
Der Vogelzug hat die Menschen seit Jahrhunderten beschäftigt. Früher war er ein Wunder, jetzt ist es Forschung auf höchstem Niveau, auch an der Vogelwarte Sempach. Wer nur Insekten frisst, kann im Winter nicht hier bleiben. Die Verkürzung der Tageshelle zeigt an, dass es Zeit ist wegzufliegen. Magnetfeld, Sonnenstand und Sternenhimmel sind die wichtigsten Orientierungshilfen Flusstäler, Gebirgsketten und Pässe sind Leitlinien. Winzige Sender, die auch kleine Vögel wie Schwalben ungehindert tragen können, zeigen heute ihre Zug Wege und Überwinterungsplätze an. Die Schwalben ziehen am Tag. Sie können während des Zuges in der Luft Nahrung aufnehmen.
15.8. Dem Rhein entlang fliegen dauernd Mehl- und Rauchschwalben dicht über den feuchten Sträuchern und dem Wasser, sie jagen nach Insekten.
Der Unterschied: Mehlschwalben haben einen grossen weissen Fleck am Ende des Rückens. Die Rauchschwalben sind auf der Oberseite völlig blau-schwarz und haben je nach Alter und Geschlecht sehr lange oder kürzere Schwanzspiesse.
18.8. ca. 200 Weissstörche steigen in der Thermik über dem Gamser Riet. Für sie ist es an der Zeit zu ziehen. Da sie auf Aufwinde angewiesen sind, die nur über dem Land, nicht über dem Meer entstehen, ziehen sie über die Meerenge von Gibraltar nach Afrika. Immer mehr überwintern auch in Spanien.
20.8. Bäume und Sträucher sind voller Früchte und Beeren. Schwarzer Holunder, Vogelbeeren und Hartriegel sind besonders beliebt. Wo Obst wächst, gibt es auch Insekten. Die kleinen Fitisse lesen die Insekten von den Beeren und Blättern ab. Amseln, Wacholderdrosseln und Grasmücken fressen tierische und pflanzliche Nahrung. Die Raben tragen ganze Äpfel weg. Scharen von Distelfinken suchen zuoberst in den Bäumen und unten an den Sonnenblumen nach Samen. Für alle gibt es etwas. Viele Kleinvögel fressen am Tag und ziehen in der Nacht, von Menschen meist unbemerkt.
28.8. Später Erfolg bei den Flussregenpfeifern auf der Stecke Buchs-Haag. 11 junge Flussregenpfeifer sind bereit zum Abflug. Der Morgen ist noch sehr kühl, so können sie noch einmal beim Männchen unter die Federn schlüpfen und sich wärmen. Sie werden gehudert. Nun fordert das Flussregenpfeifer Männchen die Jungschar unermüdlich auf zum Fliegen. Auf der Rheininsel fliegt er ein Stück voraus, die Jungen hinterher. Rufend fliegt er über die Bäume zum Kanal und weg sind sie. Werden sie nächstes Jahr wieder kommen?