Es gibt Vögel, die bringen sich in Erinnerung, wenn sie nicht mehr da sind, keine Hausrotschwänze mehr auf den Hausdächern, das Geschwirr der Mauersegler fehlt, keine Dohlen am Schloss. Deren Lieblingsbaum ist am Verdorren, oder ist es ein Nahrungsengpass? Ob sie erfolgreich gebrütet haben, ist ungewiss. Die Hausrotschwänze haben genügend Nachwuchs aufgezogen.

Anders erging es den Flussregenpfeifern. Im April begann ihre Brutsaison auf den Kiesbänken im Rhein. Durch die starke Schneeschmelze stieg der Wasserstand des Rheins im Mai so stark, dass die meisten Kiesbänke überschwemmt wurden und somit die Gelege vernichtet. Nun fanden heftige Revierkämpfe um die wieder erscheinenden Inseln statt. Ende Juni hat sich die Situation beruhigt. Die Zweitbrut konnte nun beginnen und Ende Juli sind die Jungtiere geschlüpft.

22.7. Zwei Mönchsgrasmückenmännchen, nur 200m auseinander singen um die Wette, warum? Es ist unwahrscheinlich, dass sie nochmals brüten.

Ganz anders die Goldammer. Bis in den August hinein können Jungvögel gesehen werden. Das Goldammermännchen mit dem goldgelben Kopf und der leuchtenden Vorderseite ist ein hübscher Vogel, auffällig, würde man meinen. Im Blättergewirr und im Schattenspiel der Sträucher verschwindet das Gold. Die Tarnung ist ausgezeichnet. Das Weibchen ist grünlich und die Vorderseite mehr gesprenkelt, also noch besser getarnt. Vielleicht lassen die Goldammern deshalb den Menschen so nah heran. Der Gesang ist eher leise und immer fast gleich, ein hastiges zizizi-zidüü, vom Rhythmus bestimmt. Er ist auch jetzt noch zu hören.

Am meisten Goldammern gibt es am Rheindamm, wo Buschgruppen wachsen. Dort drin wird gebrütet, sehr gut versteckt. An Nahrung fehlt es nicht. Insekten gibt es auf den vielen Blumen am Damm und auf dem Vorgrundweg, später eine Vielfalt an Samen. Es kann passieren, dass wenige Meter vor den Füssen ein Vogel auffliegt, wahrscheinlich eine Goldammer.

Wassermangel auch auf der Alp

29.7. Hoch über dem Malschüel um den Glännlichopf kreisen zwei Kolkraben, laut rufend krok-krok. Vielleicht haben sie ein totes Tier entdeckt, ein Teil ihrer Nahrung. Der Steinadler als Fresskonkurrent ist nicht zu sehen. Turmfalken fliegen den Hängen entlang, auf der Suche nach Mäusen. Kleinvögel sind wenig zu sehen. Unzählige Schmetterlinge, Hummeln und Bienen fliegen über den prächtigen Blumenwiesen an den Steilhängen. Die Kuh- und Rinderherden weiden sehr weit oben. Die Ziegen sind nicht zu sehen. Die Bäche sind trocken, die Schneereste klein.

Sehr späte Brut

30.7. Die Flussregenpfeiferküken sind geschlüpft. Mit ihren 5 Gramm sind sie die leichtesten Nestflüchter. Mit extrem schnellen Schrittchen „Rollen“ laufen sie ein kurzes Stück und stoppen dann jäh ab. Bei der Nahrungssuche rennen sie hinter Beutetieren her. Sie werden von den Altvögeln geführt und bewacht. Bei Gefahr verleiten die Altvögel. Beim Verleiten machen sie mit Flügelklatschen auf sich aufmerksam und versuchen so den Feind von den Jungen weg zu locken.
Sie werden erst in ca. 4 Wochen flügge, und können dann in ihre bis 7000 km entfernten Winterquartiere ziehen. Im nächsten Frühjahr werden sie wieder, wenn immer möglich, in unsere Region zurückkehren.

Foto von Rainer Kühnis: Ein seltener Anblick, mit grosser Brennweite auf sichere Distanz fotografiert: Flussregenpfeifer mit Jungvogel