Ornithologische Beobachtungen im August 2019
Heidi Aemisegger, Edith Altenburger
Seit Anfang August hört man den kurzen, scharfen Ruf « tiith» des Eisvogels bei Morgendämmerung am Giessen. Leider gibt es in unserer Region im Winter immer wieder grosse Ausfälle in der Population. Länger andauernden Kälteeinbrüchen können regional zu drastischen Bestandseinbrüchen führen. Durch die hohe Fortpflanzungsrate des Eisvogels können diese Verluste innerhalb weniger Jahre wieder ausgeglichen werden. Im Werdenberg gefrieren die meisten Fischgewässer nicht zu. Doch können an eisfreien Gewässern Eisperlen zum Verlust der Flugfähigkeit oder zum Anfrieren auf dem Ansitz führen.
Nicht jeder Tauchgang ist erfolgreich.
Der Eisvogel taucht nach kleinen Fischen und Wasserinsekten. Er kann Fische bis neun Zentimeter Länge mit einer maximalen Rückenhöhe von zwei Zentimeter verschlingen. Die Jagdmethode des Eisvogels ist das Stosstauchen. Von einer passenden Sitzwarte über dem Wasser schiesst er ins Wasser wie ein Pfeil. Die Augen bleiben beim Eintauchen offen und werden durch die Nickhaut geschützt. Bereits kurz vor dem Ergreifen der Beute wird unter Wasser mit ausgebreiteten Flügeln und Beinen gebremst. Zur Wasseroberfläche steigt er zuerst mit dem Nacken auf, wobei er den Kopf an die Brust gepresst hält. Im Allgemeinen dauert ein Versuch nicht länger als zwei bis drei Sekunden. Wenn ein geeigneter Ansitz fehlt, kann der Eisvogel aber auch aus einem kurzen Rüttelflug tauchen.
Der Eisvogel benötigt zur Bearbeitung der Beute in der Regel einen dicken Ast. Kleinere Beute wird mit kräftigem Schnabeldrücken oft sofort verschlungen. Grössere Fische werden auf den Ast geschlagen, im Schnabel „gewendet“ und mit dem Kopf voran verschluckt, da sich sonst die Schuppen des Fisches im Schlund sträuben würden. Der Eisvogel schluckt seine Beute in einem Stück. Unverdauliches, wie Fischknochen oder Insektenreste, wird etwa ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit als Gewölle herausgewürgt. Im Sommer wird auch nach Kaulquappen und jungen Eidechsen gejagt.
1.8. Der grösste Teil der vielen Mauersegler, die sich seit anfangs Mai im Grofquartier umhersausten, ist weg. Einige haben noch Junge in den Kästen. Hie und da tauchen ein oder zwei Köpfe am Einflugloch der Nistkästen auf. Die Zeit drängt. Möglichst bald müssen auch die spät Geschlüpften den Flug in die Selbstständigkeit wagen. Dann wird der Luftraum auch ihr Lebensraum sein.
An den Südhängen von Wildhaus herrscht eine gute Thermik
11.8. Einige Rotmilane und Mäusebussarde spielen mit dem Wind. Viele Rauchschwalben jagen dicht über dem Boden. Vielfältige Blumenwiesen wechseln ab mit frisch gemähten Teilen. Dies ergibt Mäuse für die Greife, Insekten für die Schwalben und für die Menschen eine erstaunliche Vielfalt an Schmetterlingen.
18.8. Ganz anders wirkt das Streuriet Munzenriet. Seine Brauntöne heben sich von der grünen Umgebung ab und zeigen deutlich die Ausdehnung. Kommt man in die Nähe, wird es sehr lebendig. Unzählige Kleinlebewesen wie Heuschrecken, Bienen, Hummeln, Käfer, Schmetterlinge krabbeln, hüpfen und fliegen umher. Viele von ihnen haben wahrscheinlich irgendwo ihre Eier abgelegt. Da Streuerieter erst ab September gemäht werden dürfen, könnte die Fortpflanzung gesichert sein.
Der Vogelzug der Langstreckenzieher (über den Äquator) ist voll im Gang.
26.8. In den Bäumen und Sträuchern am Kanal bewegt es sich, verschiedene Rufe ertönen. Die einen jagen vom Ast aus in die Luft und erhaschen ein Insekt. Andere lesen ihre Nahrung von Blättern und Zweigen ab. Beeren sind nahrhaft und beliebt. Zurzeit sind viele Grau- und Trauerschnäpper und die vielen kleinen Laubsänger unterwegs. Auch die Schwalben sind unruhig. Ein grösserer Schwarm Mehlschwalben jagt über dem Dach der Sekundarschule. Eine ganz kurze Zeit setzen sie sich auf die Ziegel, und schon sind sie fort.