Ornithologische Beobachtungen im Dezember 2019

Heidi Aemisegger, Edith Altenburger

Foto von Fredy Buchmann: Das Teichhuhn mit seiner unverkennbaren weissen Flankenlinie.

Über den Winter tummeln sich viele Wasservögel am Werdenbergersee. Schwäne (offiziell Höckerschwäne), Stockenten und Blässhühner (Taucherli) sind bekannt. Dazwischen, leicht zu übersehen, suchen einige Teichhühner nach Futter. Sie sind viel kleiner und auf den ersten Blick unscheinbar. Sie verhalten sich unauffällig und sind nicht scheu. Sie haben lange grüne Beine und Zehen, ähnlich wie Hühner. Von weitem wirken sie dunkel blau-schwarz, mit weissem Streifen an den Flanken. Zurzeit ist der Schnabel leuchtend rot, mit gelber Spitze, kein breiter Entenschnabel. Auf dem Wasser wirkt das Teichhuhn klein. Es bewegt den Kopf ruckartig. Es hat keine Schwimmfüsse, kann jedoch sehr gut über Schilf und Gestrüpp klettern. An Nahrung fehlt es nie, weil es pflanzliche und tierische Nahrung frisst, auf dem Land und im Wasser, und hier natürlich auch das Brot.

Merkwürdig ist, dass gegen den Frühling hin die meisten Teichhühner verschwinden. Im vergangenen Sommer wurden nur zwei hie und da gesehen, leider auch keine Jungen. Zum Brüten brauchen Teichhühner eine dichte Ufervegetation an kleinen Seen oder Tümpeln. Wichtig ist ein gutes Versteck am Flachwasser. Bruten zu entdecken ist daher schwierig. Der Werdenbergersee genügt diesen Ansprüchen nicht.

Einen Dauergast gibt es am See

Eine männliche Tafelente ist etwa seit drei Jahren dauernd hier, nicht freiwillig. Der linke Flügel ist fluguntauglich. Sonst ist der Erpel nicht behindert. Farblich fällt er etwas aus dem Rahmen. Kopf und Hals sind rostbraun, der Rücken silbergrau. Leider hat er nur selten und vorübergehend Gesellschaft von Artgenossen. Er hat sich den Stockenten angeschlossen.

Futterstellen sind gut besucht

28.12. Nun wagt sich auch die scheue Heckenbraunelle an den Futterplatz. Es ist ein brauner Vogel von Gestalt her mit dem Rotkehlchen zu verwechseln, die Farbe ähnelt derjenigen des Hausspatzenweibchens. Der Schnabel ist dünn. Bei gutem Licht oder mit dem Fernglas sieht man dann den grauen Kopf, die graue Brust und die schwarzen Längsstreifen im braunen Rücken. Ein Teil von ihnen zieht im Winter in Richtung Mittelmeer. Wer hier bleibt stellt von der sommerlichen Insektennahrung um auf kleine Sämereien.

Die Heckenbraunelle ist hier ein häufiger Brutvogel, vor allem im obersten Drittel des Bergwaldes. Sie lebt und brütet auch dort im Verborgenen. Zur Paarungszeit sitzen die Männchen oft auf Baumspitzen und singen. Daraus kann man auf die Häufigkeit der Art schliessen.

31.12. An der Futterstelle herrscht ein grosses Gedränge, denn die Temperaturen sind gefallen. Bei dieser grossen Ansammlung von Kleinvögeln, die da sind: Haus-, Feldsperlinge, Rotkehlchen, Buchfinken, Amseln, Türkentauben, Elstern, Kohl-, Blau- und Sumpfmeisen, bleiben auch Greifvögel nicht fern. Zwei Sperber versuchen mit einem Überraschungsangriff ihr Glück. Doch die Kleinvögel sind aufmerksam und können sich in die nahen Sträucher retten. Der Futterplatz bleibt verweist, bis wiederum der Hunger obsiegt.