Ornithologische Beobachtungen im Oktober 2019

 Heidi Aemisegger, Edith Altenburger

Foto Fredy Buchmann: Rotkehlchen erfreut mit seinem Herbstgesang

Im Herbst und Winter singen auch die Weibchen der Rotkehlchen. Was bedeutet dieser Herbstgesang? Wahrscheinlich wird damit das Nahrungsrevier abgegrenzt, auch wenn es klein ist. Auf Partnersuche sind sie nicht. Die Hauptgesangszeit der Rotkehlchen ist von Mitte Januar bis Mitte Juni und Ende September bis November.

11.10. Kaum ist der letzte Gesang des Hausrotschwanzes verklungen, ertönen aus allen Gärten die perlenden Tonfolgen der Rotkehlchen. Beim Singen bald hoch, bald niedrig in Gebüschen oder Bäumen sitzend. Der grössere Teil der Sänger ist aus dem Norden zugeflogen. Unsere Rotkehlchen sind teilweise nach Südwesten ausgewichen.

16.10. Auffallend viele Schmetterlinge gaukeln über die Gärten. Es sind die farbenprächtigen Admirale. Sie saugen unter anderem an den überreifen Trauben. Admirale sind Wanderfalter. Ursprünglich kamen sie im April über die Pässe geflogen und kehrten im September/ Oktober zurück. Jetzt bleiben sie immer mehr hier. Wer jetzt noch umherfliegt, wird kaum noch über die Alpenpässe gelangen. Offenbar hat ein Teil von ihnen hier einen Überwinterungsplatz gefunden. Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und Zitronenfalter überwintern hier immer als Falter. Sie verstecken sich in Häuserritzen, Scheiterbeigen oder im Unterholz. Dank einer Art Frostschutz überleben sie in Winterstarre, bis die Wärme sie auftaut. Darum kann es passieren, dass an warmen Wintertagen plötzlich ein Sommervogel umherfliegt. Wie überwintert wohl der Admiral?

Abgeerntete Felder

19.10 Die Felder sind abgeerntet im Schaanerriet. Es stehen noch viele samenbehangene Wildkräuter im Feld und am Wegrand. Das zieht grosse Schwärme von Buchfinken an. Auch viele Grünfinken, Goldammern mit einzelnen Bergfinken und Lerchen stärken sich an den Sämereien für den kommenden Winter und Weiterflug in den Süden.

26.10. Ein kleiner Baum ist dicht mit Efeu überwachsen. Für die Kletterpflanze ist jetzt Blütezeit. Viele Bienen nutzen diese, wohl die letzte Nahrung in der Natur. Bevor der Winter eintritt.

Der Efeu hat seine Wurzeln im Boden, wie alle anderen Bäume und Sträucher. Mit feinen Luftwurzeln gefestigt er sich an seinem Träger, fügt diesem jedoch keinen Schaden zu. Ein Efeu kann Uralt werden und ist nicht anspruchsvoll. Er braucht aber eine Klettervorrichtung. Lassen wir doch den Efeu stehen, als späteren Nahrungsspender für die Bienen und weitere Insekten.

Der Winter naht

27.10. Ein kleiner Schwarm Bergdohlen hat sich im Siedlungsraum Obertoggenburg niedergelassen. Sie sitzen auf einem Scheunendach und suchen nachher einen Garten auf. Da sie beinahe alles Essbare fressen, mögen sie auch Beeren und Früchte.

Alpendohlen, so heissen sie offiziell, sind schwarz, haben einen gelben Schnabel und rote Beine. Bei Jungvögeln sind diese Farben etwas bräunlich, dies macht die Bestimmung etwas schwieriger.

Alpendohlen sind die einzigen Bergvögel, die sich mit dem Menschen angefreundet haben. Wer kennt sie nicht von Berggasthäusern oder Znüni Pausen her. Kaum steht der Rucksack auf dem Boden, kommt die erste Dohle angeflogen um zu begutachten. Je nach dem lockt sie die anderen herbei oder fliegt weiter. Dieses Verhalten ist umso erstaunlicher, weil die Alpendohlen ihr Brutgebiet in der Felsregion haben. Die Nester werden in Felshöhlen und Spalten gebaut. Die Jungen werden mit Würmern, Käfern, Raupen, Heuschrecken und Spinnen gefüttert, alles zusammengesucht auf dem Kurzrasen im Gebirge und an den Felsen. Wahrscheinlich lernen die Jungvögel von ihren Eltern den Umgang mit den Menschen.