Ornithologische Beobachtungen im September 2019

 Heidi Aemisegger, Edith Altenburger

Foto Fredy Buchmann: Der Tannenhäher, ein faszinierender Krähenvogel.

Die Tage werden kürzer. Für die Vogelwelt heisst es nun, sich auf die kältere Jahreszeit einzustellen. Insektenfresser treten ihre Reise in ihre Überwinterungsgebiete an. Um nicht zu verhungern, müssen sie in wärmere Gebiete ziehen, in denen Insekten weiter aktiv sind.

9.9. Nussbäume und Haselsträucher sind voller Früchte. Nüsse sind bei Mensch und Tier sehr beliebt.
Viele Kleinvögel sind darauf angewiesen, dass etwas oder jemand die harte Schale sprengt. Die Hausspatzen warten am Strassenrand, bis ein Auto über die Baumnüsse fährt und sie knackt. Die Raben lassen die Baumnüsse aus grosser Höhe auf die Strassen und Parkplätze fallen, um an die Frucht zu kommen. Tannen- und Haubenmeisen haben die befreiten Kerne auf dem Balkonsims entdeckt. Der Tannenhäher kann sich selber helfen. Er ist etwa Taubengross, dunkel schokoladenbraun mit vielen weissen Tupfen. Unter dem Schwanz und an dessen Ende leuchtet es weiss auf. Dieser Vogel verschluckt die gesäuberten Haselnüsse ganz. Sie kommen in seinen Kehlsack. Bis zu 20 Haselnüsse sollen darin Platz haben. Was er gleich fressen will, knackt er problemlos mit seinem starken Schnabel. Mit dem vollen Kehlsack fliegt er. Manchmal etwas kopflastig, in Richtung Bergwald, wo sein Revier ist. In kleinen Portionen vergräbt er die Nüsse im Boden oder unter dem Laub, es ist sein Wintervorrat. Er weiss genau, wo er sie vergraben hat und findet einen grossen Teil davon, auch unter tiefem Schnee. Was er nicht findet, kann im besten Fall keimen und so für die Verbreitung sorgen.
Noch lieber als Haselnüsse sind ihm Arvennüsschen. Wer in letzter Zeit unter Arven vorbeikam, sah die abgeernteten, bläulichen Zapfen am Boden. In dieser Gegend nennt man ihn Arvenhäher.

16.9. Ein schnurrender Ruf ist aus einer Föhre am Damm der Güterstrasse zu vernehmen. Der Gesang besteht aus aneinander gereihten, rufähnlichen Lauten «zi-zi-gürr oder ürrrr». Es ist die Haubenmeise. Im Vergleich zu anderen Meisen sind sie nicht so einfach zu beobachten. Sie leben das ganze Jahr über meist paarweise in älteren Nadelwäldern, aber auch in Parks und Friedhöfen sowie in Laubwald mit Nadelwaldinseln. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Insekten und Spinnen. Mit etwas Glück kann man sie im Winter an Futterstellen beobachten, wenn Nadelhölzer in der Nähe sind.

27.9. Der grosse Nussbaum trägt immer noch viele Früchte. Ein Buntspecht bedient sich. Sein lautes kick-kick-kick verrät ihn. Viele Kleinvögel lesen Insekten von Zweigen, Blättern und Nussschalen ab. Zwei Haubenmeisen klettern in den beiden Nadelbäumen auf und ab und picken dauernd. Was sie fressen, ist so klein, dass man es nicht sieht, nur die Pickbewegung weist auf fressen hin.

Ein eigenartiger zusammengesetzter Schwarm

28.9. In den hohen Bäumen am Giessen tummelt sich ein eigenartiger zusammengesetzter Schwarm von Kleinvögeln: Schwanzmeisen, viele Tannenmeisen, und einige Blaumeisen. Die letzteren sind immer da. Schwanzmeisen sieht man im Sommerhalbjahr eher wenig oder dann paarweise. Tannenmeisen gehören viel eher in den Bergwald. Alle drei sind vorwiegend Insektenfresser, kommen im Winter jedoch gerne an den Futterplatz. Ein Wetterwechsel ist angesagt. Vielleicht spüren Vögel eine Veränderung.

30.9. Grosse Schwärme von Staren sammeln sich auf hohen Bäumen im Pärkli, um kurze Zeit später herzufallen über die Beerensträucher am Giessen. Das geht nicht ohne lautes Gezeter. Die Fettreserven sind aufgefüllt und nun heisst es Richtung Süden zu fliegen. Auf Leitungsdrähten sitzt Vogel an Vogel, wie auf einer Perlschnur aufgereiht, bis einer losfliegt und der ganze Schwarm ihm folgt.