Ornithologische Beobachtungen im Juni 2013

Vielen Menschen ist die Mehlschwalbe wohlbekannt. Die kleine blauschwarz-weiss gefärbte Schwalbe brütet in Kolonien und baut ihre Nester aus Lehmklümpchen bevorzugt an Aussenfassaden von Gebäuden. Weil Vorplätze und Wege in den Dörfern und am Stadtrand heute meist asphaltiert sind, fehlt den Mehlschwalben zunehmend das Nistmaterial. Die Zahl und die Grösse ihrer Kolonien in der Schweiz nehmen stark ab. Seit 2010 wird die Mehlschwalbe daher auf der Roten Liste der gefährdeten Arten als „potenziell gefährdet“ aufgeführt. Künstliche Nisthilfen für die kleine Glücksbringerin werden im Fachhandel angeboten. Vom OV-Buchs-Werdenberg ist ein Mehlschwalbenhotel für Buchs in Planung. 

4.6. Am Rheindamm betreuen Goldammern und Schwarzkehlchen ihre Jungen. Die Goldammern machen sich dabei möglichst unsichtbar. Die Schwarzkehlchen hingegen zeigen ihr Brutrevier durch lautes Zetern an. Oft fliegen sie dem Störefried entgegen anstatt vor ihm zu fliehen. Das Gezeter bedeutet für die Jungvögel, sich zu verstecken. Dieses Jahr ist dies besonders schwierig, weil das Gehölz in den Ufersteinen kilometerweit abgeholzt wurde, und dies zur Brutzeit in der ersten Maihälfte. 

5.6. Am Grabser Maienberg gibt es ein Gebiet, in welchem seit Jahren Neuntöter brüten. Das kleine Riet, bestückt mit Heckenrosen und anderen Sträuchern, blieb unverändert. Diesen Sommer versuchen drei Paare dieser eher selten gewordenen Vögel dort ihr Glück. Für Pflanzenfreunde gibt es in Richtung Buechen einige wunderschöne Blumenwiesen. In den Rietern blühen Mehlprimeln und Orchideen. 

12.6. Von 2013-2016 sind in der ganzen Schweiz unzählige Ornithologen unterwegs, um die hier brütenden Vögel aufzuzeichnen. Die zehn Quadratkilometer für Buchs reichen vom Grabserberg bis ins Malschüel und von Planken FL bis Triesenberg FL. So werden wenig begangene Wege entdeckt, der vielfältige Mischwald von Laub- und Nadelbäumen, mittendrin kleine wertvolle Waldwiesen. Rund herum singt und ruft alles, was hier wohnt, am lautesten und am schönsten Mönchsgrasmücken und Amseln, dazwischen die Singdrossel, die ihre Melodie dreimal hintereinander singt. Im obersten Teil des Hochwaldes ertönt das kratzige Lied der Ringdrossel. 

21.6. Ein Tannenhäher kontrolliert die Nussbäume. Bevor Hasel- und Baumnüsse ganz reif sind, wird er mit ernten beginnen. An der Schulhausstrasse haben vier Paar Mehlschwalben in kurzer Zeit Nester gemauert und sitzen nun drin. Hoffen wir, dass Mauerwerk hält. Am Röllweg ständen ihnen Kunstnester bereit, die leider seit zwei Jahren nicht mehr benützt werden. Da Ornithologen auch Nistplätze an Häusern suchen, steht hie und da eine mit Feldstecher bewaffnete Person im Wohnquartier und schaut umher, auf der Suche nach Unterschlüpfen unter Ziegeln und Dachbalken. 

23.6. Auf unserer Velotour vom OV-Buchs-Werdenberg machen wir eine erfreuliche Beobachtung: Zwei Pirole sind im Ceres anwesend. Das letzte Jahr waren sie leider nicht zu hören. Trotz seines auffälligen gelbschwarzen Gefieders ist er in den lichtdurchfluteten Baumkronen wegen seiner versteckten Lebensweise nicht leicht zu entdecken. Am einfachsten ist er anhand des wohlklingenden Gesangs nachzuweisen. Den Flötenrufen verdankt der Pirol neben dem deutschen Artnamen und der wissenschaftlichen Bezeichnung Oriolus auch den französischen Namen «Loriot». Oft wird der Gesang allerdings vom Star treffend ähnlich nachgeahmt. Der Pirol hält sich im eigentlichen Brutgebiet nur drei Monate auf, bevor er wieder in die Winterquartiere aufbricht. Seine Nahrung sind Insekten, Spinnen, Früchte. 

28.6. Die restlichen Mehlschwalbennester können am Rissigebäude montiert werden. Ich habe folgende Meldung von meinen Mitstreitern erhalten: Ging alles bestens. Du wirst staunen, wir waren mitten in Schwalben. Das bleibt, vielleicht ein Leben lang...in Gedanken und Erinnerungen. Es sind bereits 28ig Brutpaare!

Leider ein selten anzutreffendes Bild, Mehlschwalben bei Nistmaterialsuche
Bild: Leider ein selten anzutreffendes Bild, Mehlschwalben bei Nistmaterialsuche