Ornithologische Beobachtungen im November 2013

Seit 1967 werden in ganz Europa und in angrenzenden Regionen winterliche Wasservogelzählungen durchgeführt. Sie werden von Wetlands International koordiniert. Damit können Bestandesgrössen und Veränderungen erkannt und die für den Wasservogelschutz wichtigsten Gebiete identifiziert werden. Freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vogelwarte zählen alljährlich Mitte November und Mitte Januar die Wasservögel auf allen grösseren Gewässern der Schweiz. Die Daten werden in der Datenbank an der Vogelwarte archiviert und für die internationale Wasservogelzählung an die Zentrale von Wetlands International weitergeleitet. 

1.11. In der Nähe des Waldrandes beim Löögert Sennwald schlägt ein junger Habicht eine Rabenkrähe. Das erregt Aufmerksamkeit bei den Krähen. Innert kurzer Zeit versammelten sich zirka 50 Krähen am Rissplatz und fliegen Scheinangriffe. Der Habicht lässt sich nicht beeindrucken und beginnt die Federn des Fangs zu entfernen. Da seine Beute für ihn zu schwer ist, kann er nicht auffliegen. Er entfernt sich mit der Beute im Fang mühsam hüpfend an den Waldrand. 

2.11. Aufgelockerter Wald, feuchtes Gebiet am Saxerberg. Eine Waldschnepfe stochert mit ihrem sehr langen Schnabel nach Würmern. 

3.11. Auch bei schlechtem Wetter sind heute im Saxerriet 3 Silber-, 20 Graureiher, grosse Schwärme Buch-, Distelfinken, Wiesenpieper und Schwarzkehlchen zu sehen. 

5.11. Eine weisse Wolke aus Lachmöwen bewegt sich über dem Rhein. Unglaublich, wie synchron die 150 Vögel Richtung Bodensee fliegen. Es sieht aus wie ein grosses Ballett. Einige Mauereidechsen geniessen ein letztes Sonnenbad auf Holzrugeln am Bord neben der Bahnunterführung im Langäuli. 

7.11. Auch für die Schmetterlinge ist es der letzte Tag. Admiral und Postillion flattern im Rietli. Hoch oben kreisen Mäusebussard und Sperber. 

14.11. Die Buchen am Buchserberg tragen noch viele Nüsschen. Buchfinken, Blau-, Kohl-, Sumpf- und Tannenmeisen picken sie hoch oben aus den stacheligen Bechern. Zwei Wintergoldhähnchen lesen ihre Nahrung, kleine Insekten, emsig von den Blättern einer Birke ab. Für diese Winzlinge ist ein gutes Fettpolster besonders wichtig, um den Winter zu überleben. 

17.11. In gewohntem Rahmen werden am Werdenbergersee und Rhein die Wasservögel gezählt. Viele dieser Vögel fliegen aus dem Norden, sogar aus Sibirien auf unsere eisfreien Seen und Flüsse zur Überwinterung. Die höchsten Bestände in der Schweiz (laut Vogelwarte) betragen ca. 500`000, wobei sich die Artzusammensetzung immer wieder ändert. 

22.11. Wandert man an Sträuchern vorbei, staunt man oft, auf Augenhöhe ein Vogelnest zu entdecken. Im Sommer, im Laub versteckt, war es unsichtbar. 

27.11. Die Wasseramseln haben ihre Reviere am Kanal bezogen. Jedes Paar verteidigt eine bestimmte Bachlänge. Jetzt fangen sie an zu singen. Man hört die Melodie gut, trotz des plätschernden Wassers. Die Strophen bestehen aus Zwitschern, Kratzen und Flötentönen, immer wieder anders. Männchen und Weibchen singen. Der Kanal ist gut bestückt, also nahrungsreich. Wasseramseln sind gut zu beobachten, da sie nicht scheu sind. Hie und da lässt sich eine am Giessen entdecken. Am Rhein sind erst wenige zu sehen. 

28.11. Die Futterstelle wird rasch entdeckt. Allzu gross scheint die Notwendigkeit von Zusatzfutter noch nicht zu sein. Auch unter den Vögeln sind nicht alle gleich geschickt. Eine Spätzin hält sich sicher am Netzchen fest und pickt. Ihr Artgenosse versucht im Schwirrflug einen Kern zu erlangen. Er hat das Netzchen noch nicht im Griff. Üben! Hauptsache, die Futterstelle ist Katzensicher. Den Sperber davon fern zu halten ist schwieriger.

Auch diese Stockenten müssen gezählt werden
Bild von Philipp Rohner: Auch diese Stockenten müssen gezählt werden