Ornithologische Beobachtungen im September 2014
Die Natur ist bereit zum Auftanken. Der Altweibersommer zeigt sich von der besten Seite. Nach der einen Erklärung leitet sich der Name von Spinnfäden her, mit denen Spinnen im Herbst durch die Luft segeln. Der Flugfaden, den die Spinnen produzieren und auf dem sie durch die Luft schweben, erinnert die Menschen an das graue Haar alter Frauen. Mit „weiben“ wurde im Althochdeutschen das Knüpfen der Spinnweben bezeichnet.
1.9. In den Beerensträuchern am Giessen gibt sich ein Stelldichein von Trauer-, Grauschnäppern, Erlenzeisige, Mönchsgrasmücken und Stiglitzen. Alle benötigen Fettreserven für ihre lange Reise in die Überwinterungsgebiete.
7.9. Ein herrlicher Herbsttag. An der Saar herrscht Aufruhr unter den Bachstelzen, auch die Rauch- und Mehlschwalben lassen sich anstecken. Der Baumfalke befindet sich auf der Jagd. Er hat keine Chance, alle waren wachsam!
Über dem Bahnhof Buchs schrauben sich 60 Weissstörche in der Mittagsthermik in die Höhe. Ihre Reise nach Spanien oder Afrika beginnt.
16.9 Die Rotkehlchen aus dem Norden sind wieder da. Aus den Hecken wird gewarnt und gesungen.
18.9. Auf dem Werdenbergersee sind die ersten Wintergäste eingetroffen, die grauen Tafelenten mit den orange-hellbraunen Köpfen und die schwarzen Reiherenten mit den weissen Flanken. Die Stockenten kennen ihren futterreichen Winterplatz und sind zum Teil aus den kleinen Gewässern zurückgekehrt. Die jüngsten Blässhühner sind selbständig und fast so gross wie ihre Eltern. Diese können den lauten Bettelrufen ihrer Jungen nicht widerstehen und füttern die Schreihälse.
Eine Blindschleiche wärmt sich auf einem Teersträsschen mitten im Dorf auf, ein gefährlicher Ort. Sie wird zur kleinen Oase des Traubenweihers getragen, in der Hoffnung, dass sie dort bleibt.
24.9. Wiederum ist in den beerenreichen Hecken dauernd etwas in Bewegung. Hie und da ertönt ein kurzer Ruf. Gesang ist kaum mehr zu hören, obwohl die Vögel da sind. Ein Zilpzalp ruft hie und da seinen Namen zi-za. Die meisten Rufe sind viel schwieriger dem entsprechenden Vogel zuzuordnen als die vielfältigen Gesänge im Frühling.
26.9. Karotten werden geerntet. Das liegende Kraut und die frisch umgegrabene Erde bergen viele Insekten und Käfer. Ein grosser Schwarm Bachstelzen hat sich darauf niedergelassen. Alle sind dauernd in Bewegung, rasch picken, auffliegen, picken. Die Zugunruhe hat sie erfasst. Bachstelzen ziehen am Tag zu ihren Überwinterungsplätzen. Sie können von Nahrungsplatz zu Nahrungsplatz fliegen. Eile ist nicht notwendig. Sie wollen nach Süd- oder Westeropa. Bachstelzen sind im Sommerhalbjahr überall, ausser im Wald. Sie sind unauffällig, anpassungsfähig, eher wenig wahrgenommen, einfach da. Einige bleiben im Winter hier. Man sieht sie meistens einzeln am Rhein. Weil die Nahrung dann knapp ist, wird jeder Fressrivale vertrieben. Man wundert sich, dass die Fressreserven für Streitereien ausreichen. Die Bilanz stimmt, sie überleben auch bei Frost.
27.9. Um das Schloss ist es am Wochenende ruhig und doch lebendig. Die alten Bäume bieten Schutz und Nahrung für viele Kleinvögel. Kohlmeisen suchen die Mauern nach Insekten ab. Turmdohlen scheuchen einen Schwarm Strassentauben aus den Mauernischen auf. Turmdohlen haben eine Vorliebe für alte Gemäuer wie Burgen und Schlösser, auch Steinbrüche werden bewohnt. Die nächsten bekannten Nistplätze sind das Schloss in Balzers und die Burgruine Blatten. Vielleicht haben sie unser Schloss neu entdeckt.