Ornithologische Beobachtungen im Januar 2015
Der Januar ist sehr mild. Einige Zugvögel versuchen ihr Glück hier zu überwintern. Somit wären sie die ersten am gesicherten Brutplatz.
2.1. Ein schneeweisser Silberreiher steht im Giessen, dort wo der Buchserbach einmündet und öfters Fische zu sehen sind. Da schiesst ein Graureiher daher und verjagt ihn. Es ist das Nahrungsgebiet dieses Graureihers, er duldet keine Mitesser.
3.1. In der Birkenau haben sich Bergfinken unter Buchfinken und Meisen gemischt. Es sind die ersten dieser Art, welche die Beobachterin in diesem Winter finden konnte. Der Name ist irreführend, mit den Bergen hat dieser Vogel kaum etwas zu tun. Der Name Nordfink würde eher passen. Das Brutgebiet liegt weit im Norden, ausgedehnt zwischen Norwegen und Sibirien. Da es dort im Winter kein Überleben gibt, fliegen alle in Richtung Süden. Wie weit sie fliegen müssen, hängt davon ab, wo sie genügend Buchennüsse antreffen, ihre Hauptnahrung im Winter. Die Grösse der Buchenmast bestimmt den Zugverlauf. Bergfinken können riesige Schwärme bilden. An Schlafplätzen können es zehntausend bis eine Million und mehr sein. Am Tag wird in kleineren Gruppen in der weiteren Umgebung nach Nahrung gesucht. In diesem Winter wurden bis jetzt in der Schweiz wenig grosse Ansammlungen gemeldet. Die hier gemeldeten Bergfinken verpflegen sich am Futterplatz.
4.1. Wegen des milden Winters werden nicht alle Futterstellen stark besucht. Umso mehr freut sich in Gams Frau Brigitte Behrendt an den seltenen Gästen. Es sind zehn Stare, die ihr Futter so finden.
Am Rheindamm sind zwei Schwarzkehlchen, die es wagen zu überwintern. Auf dem Bahnareal versuchen es Hausrotschwänze. Wird es ihnen gelingen und werden sie so die ersten am Brutplatz sein?
18.1. Die internationale Wasservogelzählung am Werdenbergersee und am Rhein zeigt ein Abbild des milden Winters. Von den üblichen Arten sind es weniger als im Durchschnitt. Eine Ausnahme bilden die mehr als zweihundert Krickenten bei Bendern, so viele wie nie in den letzten zehn Jahren.
25.1. Zwei Kernbeisser sitzen hoch oben im Wäldchen zwischen Giessen und Mühleäuli. Sie sind etwa so gross wie ein Star, aber runder. Der mächtige Schnabel bestimmt die Silhouette. Schade, dass der wunderschöne, seltsame Vogel meistens zuoberst in den Bäumen sitzt, kaum singt, nur ruft und deshalb schwer zu finden ist. Seine Nahrung besteht in der Hauptsache aus allen möglichen Samen, daneben Knospen und weniger Insekten. Ein Teil der Population bleibt über den Winter hier, ein Teil weicht aus nach Westeuropa. Hie und da kommen sie an die Futterstelle. Dort mögen sie am liebsten Sonnenblumenkerne. Im Sommer lieben sie Kirschkerne, auch Zwetschgenkerne. Der Schnabel ist so gebaut, dass der Kernbeisser in wenigen Sekunden einen Kirschkern geknackt hat. (E.Bezzel).
28.1. Ein Star sitzt zuoberst auf einer Tanne. Singen mag er noch nicht. Eine Amsel wagt zaghaft einige Töne. Am Futterplatz im Erb picken Buchfinken, Bergfinken und einige leuchtend gelbe Goldammern am Boden. Sie nehmen das auf, was die Spatzen und Meisen von oben aus dem Futterhäuschen und Meisenknödeln fallen lassen.
30.1. Trotz Schneegestöber singt eine Misteldrossel im Ceres, die anderen Vögel schweigen. Die sehr lauten wehmütigen und melancholischen Strophen sind einfacher und klingen eintöniger als die der Amseln. Sie sind von vielen Pausen voneinander getrennt. Auch fehlen die ständigen Wiederholungen und hohen Töne der Singdrossel. Kommt der Frühling?