Ornithologische Beobachtungen im Juli 2015

Ein kleiner Regenpfeifer mit dunklem, schlankem Schnabel und im Stehen gestrecktem Hinterende. Auf den Kiesinseln im Rhein sind sie vielen Gefahren ausgesetzt: Hochwasser, Hunde, Rabenkrähen und das Zertrampeln von Eiern. Die Eier werden direkt auf den Boden gelegt. 

9.7. Die Blumenvielfalt am Rheindamm hat den Höchsttand erreicht. Die heissen Tage lassen die Blumen rasch welken und die Samen reifen. Die Distelfinken, auch Stieglitz genannt, lieben nicht nur Distelsamen, sie haben die Samen der Flockenblumen entdeckt. Ein hastiges Gewisper und leicht schwankende Stängel verraten sie. Der kleine schlanke Vogel kann sich problemlos daran festhalten, daran hinaufklettern und die Samenstände zum Schnabel herunter ziehen. Für die verschiedenen Samen hat er jeweils die passende Technik entwickelt, um sie herauszupicken. Während der Brutzeit sieht man den lebhaften Vogel mit der roten Gesichtsmaske und dem grossen gelben Band in den Flügeln fast nie. Dann lebt er hoch oben in den Bäumen, wo er auch sein Nest baut. Die Jungen werden mit Insekten gefüttert. Jetzt fliegen Familienverbände umher. Jungen Vögeln fehlt das Rot, so sind sie schwieriger zu sehen. 

14.7. Es ist kaum zu glauben, aber der Vogelzug Richtung Süden hat begonnen. Die Flussuferläufer benützen den Rhein als Zugstrasse wer hier rastet, hat den kurzen Sommer wahrscheinlich in Skandinavien verbracht. Hier picken sie tagsüber im Schlick des Rheins, in der Nacht ziehen sie weiter. An den natürlichen Flussstrecken Graubündens gibt es Brutplätze. Sonst haben Flussverbauungen und Störungen das Brüten fast unmöglich gemacht. Vielleicht werden Flussausweitungen helfen. 

20.7. Wiedehopfe streifen umher. An der Räfiser Halde hat ein zweites Neuntöterpaar Junge. Der Rotmilan kreist hoch oben am Buchserberg. Den Horst hat er nicht verraten. 

25.7. Die Mauersegler sind verschwunden, von einem Tag auf den andern. 

28.7. Seit einem Monat hat der Rhein die Kiesflächen nicht mehr vollständig überspült. Während der langen Zeit ständiger Überflutungen haben die Flussregenpfeifer ihr Bruten verloren, und mit der Zeit erlöscht der Bruttrieb. Sehr wenige haben erst jetzt erfolgreich gebrütet. Die winzigen Küken huschen schutzlos über die Kiesflächen. Am gefährlichsten, nebst dem Hochwasser, sind freilaufende Hunde. Sie können die Küken zu Tode hetzen. Auf Liechtensteiner Seite gilt Leinenzwang, ohne Kontrolle nützt er wenig. Auf der Schweizer Seite gibt es leider keine solchen Bestimmungen. Es liegt allein an der Vernunft, dem Wissen und der Bereitschaft des Hundehalters. Altvögel warnen durch anhaltendes lautes Rufen ihre Jungen. Diese versuchen sich zu verstecken oder bleiben regungslos stehen, bis Entwarnung kommt.

Vielleicht kommt Ihnen ein Altvogel entgegen und hinkt wie verletzt vor Ihnen her. Er will Sie weglocken von den Jungen, verleiten nennt man dies. Folgen Sie ihm, und die Kleinen haben Gelegenheit wegzulaufen.

Flussregenpfeifer sind Nestflüchter. Kaum sind sie nach dem Schlüpfen trocken, können sie rennen und fressen. Sie werden nicht gefüttert, jedoch gut betreut. 3-4 Wochen dauert es, bis sie fliegen können. Die Altvögel wissen immer, wo die Jungen sind. Einer hält auf einem erhöhten Punkt Wache. Von Zeit zu Zeit kommen die Jungen angerannt und schlüpfen unter das Gefieder des Altvogels.

Zur Zeit sind die Inseln gross und nur sehr wenige besetzt. Wenn Sie die Warnrufe hören, gehen Sie bitte zur nächsten Insel, es ist nicht weit. In 4 Wochen gefährden Sie niemanden mehr.

Der gelbe Lidring ist für den Flussregenpfeifer kennzeichnend
Foto von Fredy Buchmann: Der gelbe Lidring ist für den Flussregenpfeifer kennzeichnend