Ornithologische Beobachtungen im Juni 2015
Wiedehopfe sind im Flug mir ihren „überbreiten“, sehr auffälligen gemusterten Flügeln und dem langen, gebogenen Schnabel unverkennbar, am Boden aber erstaunlich schwer zu entdecken.
3.6. Auf der Suche nach nur noch selten gehörten Vögeln wie dem Waldlaubsänger stösst man auf eindrückliche Wanderwege wie das Gruebewegli. Vom Rogghalm zum Studnerberg führt es durch wilde „Töbler“, vom Wasser immer stärker ausgewaschene Einschnitte im steilen Wald. Der Weg ist sehr gut markiert und mustergültig im Stand gehalten. Über jedes Tobel führt ein Holzsteg, rutschfest und mit einem Geländer versehen, sonst gäbe es kein Durchkommen. Alles sehr schön, nur der Waldlaubsänger fehlt.
14.6. Leider sind viele Vogelarten auf der Verliererseite. Einige können sich einigermassen halten, indem sie ihr Brutgebiet bergwärts verlagern. Einer davon ist der Baumpieper. In der Sisitzer Alp stehen verstreut mehrere hohe Einzelbäume. Zuoberst auf einem Nadelbaum sitzt er und singt. Zur Balzzeit fliegt er von hohen Warten ein wenig aufwärts, breitet seine Flügel aus und gleitet wie ein Fallschirm hinunter, laut rufend zia-zia-zia. Dies ist sein Erkennungszeichen. Sein Aussehen ist unauffällig: So gross wie ein Sperling, Rücken braun, Vorderseite rahmfarbig, beides schwarz längs gestreift. Warum muss er ausweichen? Er brütet am Boden in nicht zu dichtem Gras, braucht also einen Platz, wo zur Brutzeit weder gemäht noch geweidet wird. Im Flachland ist dies nur noch auf Mooren möglich. Warum er auch dort selten geworden ist, ist unklar. Als Zugvogel bis nach Afrika ist er vielen Gefahren ausgesetzt. Höher gelegene Weiden werden später genutzt, dort hat er eine Chance, Junge aufzuziehen. Als Singwarte dienen ob der Baumgrenze hohe Felsbrocken oder sogar Kabel von Seilbahnen oder Stromleitungen. Der einzige Baumpieper im Wildhauser Munzenriet singt oft auf dem Stromkabel.
Ob die Gartengrasmücke in unserer Region auch zu den Verlierern gehört, ist unklar. Auffällig ist, dass sie in den vergangenen Brutperioden wenig zu hören war. Am Waldrand hinter dem ehemaligen Kurhaus Buchserberg singt eine. Gleichzeitig singen drei Mönchsgrasmücken. Letztere kommen im Frühjahr früher zurück und können daher die besten Brutplätze belegen. Beide Arten nisten in dichten Sträuchern, die Gartengrasmücke kommt jedoch nicht in die Siedlungsräume. Sie lebt versteckter, vom Aussehen her unauffällig grau-braun. Der Gesang der Beiden ist unterschiedlich, melodisch, aber nicht so einfach zu unterscheiden.
17.6. Vielleicht gehört der Wiedehopf auch bei uns zu den Gewinnern, wie im Wallis und im Bündnerland. In Sevelen, mitten in einem älteren Wohnquartier, trägt ein Paar Futter und fliegt damit immer an einen bestimmten Ort, der zum Glück für die Vögel, nicht eingesehen werden kann. Um ja nicht zu stören, wurde von weitem beobachtet. Vielleicht hat jemand der Anwohner junge Wiedehopfe gesehen.
28.6. Ob die Flussregenpfeifer dieses Jahr Gewinner oder Verlierer sind, ist ungewiss. Lange Zeit waren die Kiesflächen im Rhein unter Wasser. Jetzt sind sie draussen, und einige Vögel sind geblieben. Damit sie erfolgreich brüten können, müssen die Kiesflächen 8-10 Wochen über Wasser bleiben.
29.6. Gewinner trotz Rodung ist die Neuntöterfamilie an der Räfiser Halde. Das Männchen begleitet zwei flügge Junge und bring ihnen die Futtersuche bei. Das scheue Weibchen bleibt unsichtbar.
30.6. Gewinner sind die Mauersegler. Vom Sekundarschulhaus aus rasen sie in allen Richtungen über und um Häuser und Bäume. Sie fangen eine riesige Menge an Insekten für sich und die Jungen. Mindestens 50 Nistkästen und Höhlen gibt es im Grofquartier und an der Bachstrasse. Viele sind besetzt, einige auch von Haussperlingen. Die Anwohner bedanken sich bei den wendigen Mückenjägern.