Ornithologische Beobachtungen im Mai 2015
Der Neuntöter ist ein kleiner, aufrecht stehender Würger. Das Männchen ist farbenprächtig und fällt auf durch seine markante schwarze Gesichtsmaske. Hauptsächliche Nahrung sind grosse Insekten wie Käfer und Heuschrecken, aber auch Schmetterlinge, daneben Spinnen und kleine Mäuse sowie Jungvögel und Eidechsen. Grössere Beutetiere spiesst er meist auf Dornen oder Stacheldraht. Dies dient zwar auch dem Zerkleinern der Nahrung, aber auch vor allem der Vorsorge für beutearme Zeiten.
6.5. Mit etwas Verspätung sind die ersten Mauersegler hier angekommen. Nun sausen sie wieder dort vorbei, wo sie vor einem Jahr gebrütet haben. Unglaublich, dass sie das Einflugloch nach acht Monaten und vielen tausend km finden. Pech hat derjenige, der seine Bruthöhle voller Spatzenkinder vorfindet. Doch diese fliegen bald aus und die Wohnung wird frei. Am alten Oberstufenschulhaus Grof sieht man die Mauersegler in kleinen Schwärmen an den Nistkästen vorbei sausen. Dabei rufen sie oft schrill, sie stehen in Rufkontakt mit dem Partner im Kasten, später dann mit den Jungvögeln. Wer ein besonders feines Gehör hat, vernimmt die Antwort. Ein- und Ausflug geschehen so schnell, dass man sie ohne besonderes Beobachten kaum bemerkt. Von Mauerseglern gibt es keine Kotspuren und innen höchstens wenig Halme und trockenen Insektenrückstände, an unzugänglichen Mauernischen oder unter Dachziegeln. Durch Isolierungen sind viele Nistplätze verloren gegangen. Deshalb werden Seglernisthilfen angeboten, die oft, aber nicht immer rasch angenommen werden. Mauersegler stören nicht. Ganz anders ergeht es den Mehlschwalben, die ihr Nest an die Fassade mauern. Aus den einstigen Glücksbringern sind Fassadenverschmutzer geworden, schade! Die Bestände der Mehlschwalbe gehen massiv zurück!
8.5. Auch in Sevelen ist für einige Tage der Wiedehopf zu Gast. Zwischen Baggastiel und dem Waldrand ob dem Dorf wird er ein paarmal gesehen und gehört. Wo ist er jetzt?
11.5. Der seltene Gartenrotschwanz ist verschwunden. Wahrscheinlich hat er hier kein Weibchen gefunden, kein Wunder bei der geringen Anzahl. Am ehesten hätte er Glück in der Bündner Herrschaft.
Ein anderer seltener Gast, der Neuntöter, ist an die Räfiser Halde zurückgekehrt. Seine Singwarte aus dem letzten Jahr steht noch. Dort sitzt er wieder. Sein Nest baut er mitten im Dornengestrüpp, dieses wurde grossflächig gerodet. Ob ihm die nachwachsenden Ranken genügen, wird sich zeigen. Im schlimmsten Fall ist wieder ein Stück Natur dem Wohnungsbau zum Opfer gefallen.
12.5. Im Auenwald beidseits des Rheins ertönt jetzt hie und da der flötende Ruf des Pirols. In diesen Tagen ist er zurückgekehrt aus Afrika. Er hat nicht viel Zeit für sein Brutgeschäft. Anfangs September fliegt er zurück. Das goldgelbe Männchen mit den schwarzen Flügeln und das eher grünliche Weibchen wohnen hoch oben in den Laubbäumen. Dort bauen sie ein hängendes, gut verstecktes Nest. Das Goldgelb verschwindet völlig im Grün des Laubwaldes. Man steht unter dem rufenden Pirol und kann ihn nicht sehen. Achtung: Stare können den Ruf nachahmen!
29.5. Flussregenpfeifer haben sich auf mehreren Kiesflächen niedergelassen. Das Hochwasser hat ihnen die Brutplätze schon ein- oder zweimal überspült. Trotzdem sind sie hier. Obwohl sie keine oder nur wenige Junge davonbringen, kommen sie jedes Jahr wieder. Bei ihnen weiss man leider nicht, ob es jedes Jahr dieselben Altvögel sind.
30.5. Der grosse Greifvogel Rotmilan war längere Zeit seltener zu sehen im Rietli als im Winter und Frühling. Jetzt gleitet er hie und da vom Buchserwald herab und überfliegt langsam das Siedlungsgebiet. Wahrscheinlich braucht er zusätzliche Nahrung für seinen Nachwuchs. Den Horstplatz hat er bis jetzt nicht verraten.