Ornithologische Beobachtungen im August 2016

Nur ein alter Baum

Im Garten steht eine alte Föhre, mit dürren Ästen und nicht mehr vielen Nadeln, aber voller Zapfen. Sie ist kein Prachtsbaum mehr. Weil sie jedoch Menschen und Vögel lieb ist, soll sie so lange wie möglich stehen bleiben. 

Haussperlinge und Buchfinken picken an den Zapfen. Der Eichelhäher braucht einen dicken Ast, um die Haselnüsse zu öffnen. Hausrotschwanz, Kohlmeise, Mönchsgrasmücke, Fitis und Zilpzalp lesen einige Insekten von den Nadeln ab. Die Amselfamilie flüchtet hinauf bei Gefahr. Die Elstern benützen sie als Ausguck. Wenn es der Zufall will, entdeckt man eine Seltenheit wie die Klappergrasmücke auf ihrem Herbstzug.

3.8. Bei den Lagerhäusern SBB sind die jungen Turmfalken ausgeflogen. Sie sind nicht zu überhören. Um Futter bettelnd fliegen sie mit viel Geschrei den beutebringenden Eltern entgegen. Einige Zeit werden sie noch im Familienverband zusammen leben. Langsam nehmen die Fütterungen ab, bis die völlige Selbständigkeit der Jungen erreicht ist. Das wird im September der Fall sein und sie werden aus dem Brutrevier wegziehen.

Pflegeplan am Rheindamm zeigt Erfolge

13.8. Am Rheindamm ist es lebendig, für uns sichtbar und auch unsichtbar. Viele Blumen sind verblüht, Samen und Insekten sind geblieben. Damit immer ein Stück Natur intakt bleibt, wird der Rheindamm abschnittweise gemäht. Dies ergibt genügend Rückzugsgebiete für Klein- und Kleinstlebewesen: Eidechsen, Käfer, Raupen, Puppen, Ameisen, Larven, Insekteneier. Davon leben wiederum die Zugvögel, die den Rheindamm als Zugweg wählen. Jetzt sind mehrere Familien Schwarzkehlchen die Nutzniesser. Im Herbst sieht man sie lange im Familienverband laut rufend von Strauch zu Strauch fliegen.

Viel Wasser, des einen Freud, das andern Leid

18.8. Im Rietli waren die Wiesen von Frühling bis Spätsommer dermassen durchtränkt, dass immer ein oder zwei Tümpel blieben. Die Stockenten haben sie zuerst entdeckt und oft darin gegründelt. Ein Graureiher stochert nach Würmern. Tümpel sind Brutstätten für Mücken. Deshalb jagen viele Rauch- und Mehlschwalben, auch Libellen dicht darüber. Zwei Gebirgsstelzen suchen das Ufer ab. Die Vögel hat es erfreut, den Bauern sicher nicht.

26.8. Das „gjüggügjüg..“ vom Grünspecht ist wieder zu hören. Im Gebiet der Familiengärten und beim Technikum NTB sucht er am Boden nach Nahrung. Auch die reifen Äpfel verachtet er nicht. Seine Hauptnahrung jedoch sind Ameisen, die er mit langer klebriger Zunge aus dem Boden holt.

30.8. Der Eisvogel fliegt wieder schnell, durchdringend „tiht“ pfeifend am Kanal und Giessen. Im Herbst und in einem milden Winter ist die Chance, ihn zu sehen, grösser als im Sommer während der Brutzeit.

Bei Nacht und Nebel verschwunden

31.8. Die Berge sind nebelverhangen. Am Kanal sind viele Bäume, besonders die Ahorne, voller Grau- und Trauerschnäpper. Sie sind auf dem Zug. Zu fressen gibt es mehr als genug. Ob sie auf besseres Flugwetter warten? Tatsächlich! Der nächste Tag ist sonnig und klar. Fast alle Vögel sind weg.

Ein lauter Rufer ist da. Ein Baumfalke sitzt hoch oben auf einem Strommast und schreit ki-ki-ki-ki-ki. Seit dem Frühling hielt sich das Paar fast unbemerkt im Auenwald auf. Jetzt macht sich die ganze Familie bemerkbar durch laute Kontaktrufe. Irgendwo in einem alten Krähen- oder Bussardhorst wurden die Jungen erbrütet und aufgezogen. Niemand hat sie entdeckt, eine gute Taktik für die potenziell gefährdete Art. Die grösste Gefahr besteht auf dem Weg in das tropische Afrika, wo sie überwintern. Im Mittelmeerraum werden sie immer noch stark verfolgt. Untersuchungen haben ergeben, dass nur etwa die Hälfte der jungen Baumfalken überlebt.

Foto von Fredy Buchmann: Der Grünspecht ist ein Erdspecht und sucht seine Nahrung vor allem am Boden