Ornithologische Beobachtungen im Juni 2016

16.6. Wer seinen Nachwuchs unter Dach aufziehen kann, ist diesen Sommer gut dran. In den halboffenen Nistkästen für die Turmfalken regt es sich. Sie sind an Scheunenwänden befestigt, wenn möglich vom Dach etwas geschützt. Turmfalken bauen keine Nester. Sie legen 4-6 Eier in Mauerlöcher, Felshöhlen oder in Nischen alter Gebäude. Auch das Schloss Werdenberg beherbergt ein Paar. Nach 3-4 Wochen Brutzeit schlüpfen helle Flaumbällchen. Mit zwei Wochen fangen sie an, über den Kastenrand zu schauen. Von weitem sieht man, dass sich dort etwas bewegt. Eine Woche später drängeln sie unter dem Eingangsloch oder im Kasten. Sind sie etwa einen Monat alt, klettern und Hüpfen sie in der nächsten Umgebung umher, machen Flatterbewegungen und versuchen das Gleichgewicht zu halten. Einen weiteren Monat lang werden sie von den Altvögeln betreut, dann müssen sie alleine zurechtkommen. Turmfalken ernähren sich hauptsächlich von Mäusen und andern Kleinnagern. Auch die Jungen werden mit winzigen, dann mit immer grösseren Happen davon gefüttert.

Turmfalken haben zwei Jagdstrategien. Die wenig auffällige ist das Ansitzen auf einem Hag Pfosten, einer Strassenlaterne auf freiem Feld oder einem Scheunendach. Der Boden rundherum wird aufmerksam abgesucht, die entdeckte Beute am Boden geschlagen, diese ist sofort tot.

Auffälliger ist der Such Flug nicht sehr hoch über dem Boden. Plötzlich steht der Vogel still in der Luft und schlägt schnell mit den Flügeln, er rüttelt. Ist die Beute entdeckt, sticht er darauf hinunter. Turmfalken jagen nicht in der Luft, also nicht nach Vögeln, schon gar nicht nach Tauben (viel zu gross!), wie immer wieder gemeint wird. Der Turmfalke ist nebst dem viel grösseren Mäusebussard der häufigste Greifvogel bei uns. Männchen und Weibchen haben einen rotbraunen Rücken und eine beige Unterseite, beides ist dunkel gefleckt. Kopf und Schwanz des Männchens sind grau.

Der Rhein zeigt seine Urgewalt. 

26.6. der Rhein fliesst immer noch trüb und ziemlich hoch. Wenige Kiesflächen sind sichtbar. Der Vorgrundweg ist teilweise von Sand und Kleinholz bedeckt. Viele Spaziergänger staunen darüber, was der Rhein angerichtet hat. Die einen suchen nach besonderen Holzstücken, die anderen freuen sich über die Blütenpracht am Damm. Zur Zeit herrschen gelb und lila vor. Verblühte Skabiosen locken mit ihren Samen Schwärme von Distelfinken an. Die Schwarzkehlchen haben ihre Nester oben am Innendamm gebaut und blieben verschont. Die Flussregenpfeifer auf den Kiesflächen im Fluss hatten dieses Jahr nie eine Chance.

Der Sommer mit seinen Düften

28.6. Eine Wolke von Lindenblühten Duft weht vom Oberstufenzentrum her. Unter den alten Linden ist ein lautes Summen zu hören. Unzählige Bienen und Hummeln fliegen von Blüte zu Blüte, eine Oase in der Wüste. Zum Glück wurden die stattlichen Bäume vor längerer Zeit in letzter Minute vor dem Umsägen bewahrt.

In Buchs stehen an verschiedenen Orten alte hohe Linden. Eine davon steht an der Wäselikreuzung. Sie soll etwa 110 Jahre alt sein, weiss Ernst Senn Senior zu berichten, der in der Nähe aufgewachsen ist.

Foto von Fredy Buchmann: Der Turmfalke ernährt sich hauptsächlich von Mäusen