Ornithologische Beobachtungen im Dezember 2017
9.12. Über Nacht sind einige Zentimeter Schnee gefallen. Zwei Hausrotschwänze haben den Abflug in wärmere Gebiete verpasst. Zwischen den grossen Vorgrundsteinen am Rhein gibt es zur Zeit genügend Insekten. Auf den immer wieder überspülten Sandbänken haben sich mehrere Bachstelzen, Bergstelzen und Bergpieper eingefunden. Wenn es nicht allzu kalt wird, bleiben die Ränder lange eisfrei und enthalten irgendwelche Nahrung.
10.12. Mit über 100 km/h zieht ein orkanartiger Schnee-Föhnsturm durchs Rheintal. Ein Graureiher kämpft sich durch diese Böen. Wer nicht unbedingt fliegen muss bleibt am Boden. Die ca. 100 Strassentauben versammeln sich in Bahnhofsnähe, hier finden sie immer wieder Sämereien beim Getreidesilo. Ein einladendes Jagdgebiet für Greifvögel. Auch der Spatzenschwarm bei der ARA und VfA zieht Kostgänger an. Es sind dies: Sperber, Rotmilan, Wanderfalke, Bussarde und Rabenkrähen, die hier ihr Beute-Glück versuchen.
23.12. Die kleinen Krickenten haben auch eine Vorratskammer gefunden. Wo das Abwasser der ARA in den Rhein fliesst, dürfte die Temperatur höher sein. Dadurch vermehrt sich tierische und pflanzliche Nahrung.
Ein etwa taubengrosser Vogel fliegt daher. Schnell und angestrengt schlägt er mit den Flügeln, wie wenn er sich vor dem Abstürzen bewahren müsste. Es ist ein Sperber mit einem fast zu schweren Vogel in den Fängen. Damit fliegt er in ein Versteck, wo er ihn rupft und dann frisst.
Sperber halten sich im Winter öfter in der Nähe von Futterstellen auf. Sie müssen sich jedoch gut verstecken. Wird ein Sperber entdeckt, schlagen die Kleinvögel mächtig Alarm. Auch die Raben zeigen ihn durch lautes Gekrächze an. Sperber müssen ihre Beute mit einem Blitzstart und schnellem Jagd Flug überraschen. Da sie auch in bewohntem Gebiet jagen, endet der Flug hie und da in einer Scheibe, meist tödlich.
Sperber sind bei uns Brutvögel, ihr Horst jedoch schwierig zu entdecken. Jedes Jahr bauen sie einen neuen auf dichten Bäumen, gerne in Fichtenwäldern. Bei der Aufzucht herrscht Arbeitsteilung. Das etwas kleinere Männchen jagt und bringt die Beute zum Horst. Sowohl das brütende Weibchen als auch später die geschlüpften Jungen werden von ihm versorgt. Nur das Weibchen „weiss“, wie man die Beute zerteilt und die Jungvögel damit füttert.
Die Jungen verhungern wenn das Weibchen umkommt, bevor sie gelernt haben, die Beute zu zerlegen (E.Bezzel). Wenn sie dies können, geht auch das Weibchen wieder auf die Jagd. Sind die Jungen einen Monat alt, fliegen sie den Altvögeln bettelnd entgegen. Nach weiteren drei Wochen sind sie selbständig. Ringfunde belegen ein Höchstalter von 15 Jahren.
27.12. Schnee ist angesagt. Vögel wissen das offenbar ohne „Meteo“. Die Futterstelle neben den Nadelbäumen zieht mehr Kohl- und Blaumeisen an, dazwischen zwei Tannenmeisen. Diese sind die kleinsten unserer Meisen und gleichen den Kohlmeisen. Der schwarze Streifen an der Vorderseite fehlt. Auffällig ist der grosse weisse Fleck im Nacken. Tannenmeisen sind eher selten im Siedlungsraum. Sie leben vor allem am oberen Rand der Fichtenwälder. Im Sommer klettern sie oft in den obersten Fichtenzweigen umher, immer in Bewegung. Sie lesen allerlei Insekten ab, dazu fressen sie kleine Sämereien.
Sie brüten in Baumhöhlen und auch in Bodenlöchern. Nistkästen werden angenommen, aber nicht bevorzugt. Brutplätze zu finden ist schwierig, Familienverbände zu sehen ist gut möglich.