Ornithologische Beobachtungen im Januar 2017
1.1. Einige Schwanzmeisen turnen an den äussersten Zweigen einer Esche. Blitzschnell hangeln sie sich von Zweig zu Zweig. Schon fliegt der kleine Trupp zum nächsten Baum. Kein anderer Kleinvogel weist eine derartige Kombination aus winzigem Schnabel, rundlichem Körper und extrem langem Schwanz auf. Der lange Schwanz an dem kleinen Körper fällt auf. Er ist die Balancierstange dieser kleinsten Meise. Er ermöglicht ihr das Herumhangeln in allen Körperlagen an den Spitzen der dünnsten Zweige. Damit hat sich das leicht rosa gefärbte Federbällchen mit schwarzen Streifen an Kopf, Flügeln und Schwanz eine spezielle Nahrungsnische erobert. Kein anderer Vogel kann ihm die Insekten an den äussersten Spitzen der feinsten Zweige streitig machen. Alle anderen sind weniger geschickt. In kalten Winternächten kuscheln sich bis zu 15 Schwanzmeisen auf einem Nadelbaumzweig eng zusammen, um möglichst wenig Körperwärme zu verlieren.
Nicht viele Leute hatten diesen Winter die Möglichkeit, diese Lieblinge am Futterplatz zu bestaunen. Im Sommer wird man sie noch weniger sehen. Dann sind sie zu zweit im Unterholz der Wälder verborgen.
6.1. Ein wagemutiger Hausrotschwanz sucht nach den starken Schneefällen an den Hauswänden nach Insekten. Seine Artgenossen sind in wärmere Gefilde abgezogen. Um sich das beste Brutrevier zu sichern versucht er hier zu überwintern, und somit der erste zu sein.
14.1. Die Wasservogelzählung verläuft in Bezug auf die Vögel in gewohntem Rahmen. Die Bedingungen sind eher ungewöhnlich. Am Werdenbergersee müssen sich die Wasservögel mit einer kleinen, eisfreien Fläche beim Aufgang zum Städtli begnügen. Ein Glück für die Zählerinnen! Weiter entfernt hätten sie bei sehr dichtem Schneefall die Tiere kaum gesehen. Das Federkleid isoliert so gut, dass der Schnee auf den Rücken liegenbleibt.
15.1. Der Schneefall hat aufgehört. Nun heisst es Schneestampfen. Auf der Liechtensteiner Seite entlang des Rheins ist gepflügt, auf der Schweizer Seite nicht. Neuschnee bis fast zu den Knien, wie in Kinderzeiten! In Wassernähe ist es zum Teil schneefrei und nicht gefroren. Auffallend viele Bergpieper nutzen die besten Nahrungsplätze gemeinsam. Ihr brauner Rücken hat die Farbe des Schlicks. Wenn sie sich nicht bewegen, sieht man sie kaum.
22.1. Es ist einer der kältesten Morgen. Einige Stare hocken dicht beisammen neben einer Futterstelle. Vermutlich sind die letzten Beeren, ihre Nahrung zu dieser Zeit, steinhart gefroren. Normalerweise erscheinen die Stare in der ersten Februarwoche. Wo und wie sie die sehr kalten Tage und Nächte überlebt haben, bleibt ein Rätsel.
24.1. Nicht alle Vögel haben die kalte Zeit überlebt. Die Greifvögel hatten es besonders schwer. Mäuse kommen bei dieser hohen Schneedecke kaum an die Oberfläche. Für einen Turmfalken am Buchser Kiessämmler war die Zeit zu hart. Sein Körper steckte halbwegs im Schnee, festgefroren. Scharrspuren und einige Federn verraten die Stelle. Ob er verhungert ist oder geschwächt von einem Fuchs erbeutet wurde, ist nicht mehr erkennbar.
Hungrige Mäusebussarde werden von Raben belästigt und verbrauchen dadurch mehr Kalorien. Der Sperber hingegen ernährt sich von erbeuteten Vögeln. Ein Futterplatz für Singvögel ist auch ein Futterplatz für ihn.
28.1. Tauwetter! Am Giessen ist Badeplausch. Amseln, Buchfinken, Meisen und sogar ein Baumläufer stehen im Wasser und schlagen mit den Flügeln, bis sie tropfnass sind.
29.1. Frühling wird es jedes Jahr. Ein Buntspecht spürt ihn schon und trommelt im Altendorf.
Auch der erste, zaghafte Gesang der Amseln ist bereits zu hören.