Ornithologische Beobachtungen im Juli 2017

In diesem Sommer machten die extremen Wetterverhältinsse Mensch und Tier zu schaffen.

4.7. Der schönste Greifvogel Europas fühlt sich wohl in unserer Gegend - der Rotmilan. Allein oder zu zweit kreisen die prächtigen Vögel hoch oben oder dicht über den Dächern der Wohnquartiere. Sie suchen Mäuse, kranke oder verletzte Tiere, Aas, Straßen Opfer, leider auch vergiftete Tiere. Während der Frühlingsmonate waren sie wenig zu sehen. Zur Brutzeit leben sie eher verborgen. Es ist schwierig ihren Horst zu finden. Sind die 2-4 Jungen geschlüpft, versorgt zuerst das Männchen allein die Jungen und das Weibchen. Dieses muss die Kleinen wärmen. Ab Juni fliegen beide Alt Vögel auf Futtersuche. Jetzt könnten bald Jungvögel kreisen.

Vor 25 Jahren war es hier eher selten, einen dieser Vögel zu beobachten, meistens in der Zugzeit im Herbst. In anderen Teilen der Schweiz, z.B. im Zürcher Unterland, waren sie häufig, bekannt unter dem Namen Gabelweihe, weil der Schwanz deutlich eingekerbt ist. Seit diesem Jahrtausend ist der Rotmilan regelmässig hier, immer häufiger. Seine erste Brut in der Gegend hat er wahrscheinlich nicht verraten. Inzwischen hat er als Brutvogel auch das Prättigau erobert. 

Im Herbst zieht ein Teil nach Südwest-Europa, andere bleiben hier.

Weltweit gesehen, ist die Anzahl der Rotmilane sehr klein, 25`000 Paare wird geschätzt, der grösste Teil brütet in Europa. Auch die Schweiz trägt Verantwortung für den Schutz und Erhalt. Es wird in allen Bereichen intensiv geforscht. Nur was man kennt kann man wirksam schützen.

10.7. Mitte Mai hatte die Brutzeit der Flussregenpfeifer verheissungsvoll begonnen. An mehreren Orten auf den Kiesflächen im Rhein wurden wenige Tage alte Jungvögel entdeckt. Um den 24. Mai kam das erste Hochwasser, und schwemmte den grössten Teil von ihnen weg. Weil die Jungen nur laufen und nicht fliegen können, war ihnen der Fluchtweg zum Ufer rasch abgeschnitten. Von da an wurden die Kiesflächen immer wieder überflutet, sodass es kaum erfolgreiche Bruten gab.

18.7. Jetzt ist die Brutzeit für Flussregenpfeifer vorbei. Ihre Zugzeit hat begonnen. Hie und da entdeckt man einen selbständigen, flugfähigen Jungvogel. Er hatte weg vom Rhein einen guten Start.

Herzlichen Dank allen, welche die Hinweistafeln beachtet haben und sich rücksichtsvoll verhielten, zusammen mit ihren Hunden.

28.7. Grosse Schwärme von Ringeltauben sind auf den abgeernteten Feldern zu beobachten. Sie hatten ein gutes Jahr. Ihr Bestand profitierte von den Ausweitungen der Ackerflächen sowie vom vermehrtem Anbau von Mais und anderen Futterpflanzen. Die Ringeltauben sind Teilzieher, doch der Trend an Überwinterer zeigt steigende Tendenz.

29.7. Endlich, am Giessen ist wieder der erste Eisvogel zu hören. Leider ergaben sich grosse Verluste im Raum Werdenberg. Bei der langanhaltenden Kälte vom Januar überlebten die Eisvögel nicht. Die meisten zusammengebrochenen Bestände können wieder innerhalb von 5-7 Jahren ausgeglichen werden. In einer Brut sind sie imstande 7-9 Junge aufzuziehen. Häufig wird eine Schachtelbrut geführt, das heisst, dass während die erste Brut vom Männchen gefüttert wird, bebrütet das Weibchen am neuen Ort bereits eine zweite Brut. Nun hoffen wir, dass der stahlblaue Eisvogel wieder häufiger zu sehen sein wird. 

30.7. Die Mauersegler sind in Zugstimmung. Im Schwarm rasen sie an ihren Brutkästen am Sekundarschulhaus vorbei und verschwinden wieder. Sie hatten ein erfolgreiches Brutjahr. Im Saxerriet machen sich die Schwarzmilane in Richtung Grabserberg auf den Zugweg. Die zierlichen Flussuferläufer verpflegen sich auf den Schlickflächen im Rhein auf dem Weg nach Süden.

Foto von Fredy Buchmann: Einer der elegantesten Greifvögel, der Rotmilan