Ornithologische Beobachtungen im Oktober 2017

1.10. Ein Rotkehlchen ist im Garten erschienen. Über den Sommer war keines da. Jetzt ist Zugzeit. Vielleicht kommt es vom Bergwald herunter oder aus Nordosteuropa. Es kennt die Gefahren in den Gärten nicht. Es ist wenig scheu, oft am Boden und deshalb sehr gefährdet.

7.10. Auf den Weiden am Hang stehen viele Eichen. Sie tragen dieses Jahr viele Früchte, zur Freude zahlreicher Eichelhäher. Zwei von ihnen stehen nah beisammen unter einer Eiche. Sie beäugen einander misstrauisch. Jeder möchte gerne einige Eicheln vergraben als Wintervorrat. Der Nachbar darf jedoch nicht wissen wo. Nur zu gerne würde er dessen Vorrat stehlen. Weil nicht alle vergrabenen Eicheln gefunden werden, wachsen bei guten Bedingungen neue Eichen.

11.10. Der renaturierte Binnenkanal trägt seinen Namen zu Recht. Er ist wirklich ein Stück Natur geworden. Erstaunlich schnell wurden die oberen Uferabschnitte überwachsen. Der Krautsaum trägt Samen. Die kleinen Sumpfmeisen sind so leicht, dass sie an den Pflanzen herumklettern und ernten können. Die grossen Steine im Bachbett sind bei den zahlreichen Bergstelzen als Sitzwarte sehr beliebt. Dem Bachlauf entlang fliegen sie von Stein zu Stein. Ihr Wellenflug ist typisch. Die gelbe Vorderseite leuchtet, der lange Schwanz ist sein Merkmal. Bergstelzen bleiben im Winter hier. Als Insektenfresser sind sie darauf angewiesen, dass nicht alles gefriert. In Wassernähe gibt es immer solche Abschnitte. Auch für die Wasseramsel ist der neue Bach ideal. Flachwasser und Strömungen sind beliebt. Wasseramseln können die Nahrung im Tauchgang und im Spaziergang aufnehmen. Sie fressen ausschliesslich Wassertierchen. Ein Flussuferläufer stochert im Kies Ufer nach Nahrung. Er ist ein später Gast. Seine Artgenossen sind schon lange nach Süden geflogen.

17.10. Ein Teil des Maisfeldes ist abgeerntet, das andere steht noch. An der Nahtstelle wird dauernd hin und her geflogen. Mit Hilfe des Feldstechers wird ein grosser Schwarm Buchfinken festgestellt. Sie fressen die herausgefallenen Maiskörner am Boden. Sofort fliegen sie wieder in Deckung in den stehenden Mais. Im Herbst bilden sie oft grosse Schwärme. Man muss zwar das Futter teilen, aber die Sicherheit im Schwarm, nicht selber Beute eines Greifvogels werden, ist wichtiger.

Der Buchfink gehört zu den bekannten Singvögeln. Zur Brutzeit ist er überall, wo es Bäume gibt. Er singt früh im Frühling. Jetzt tragen Buchfinken verschiedene farbige Federkleider. Ein Teil der Männchen hat eine leuchtend rotbraune Unterseite, andere sind blasser. Der Kopf ist meistens blau-grau. Die Weibchen wirken wie graue Mäuse. Auffällig und bei beiden immer zu sehen sind die weissen Flecken am Flügel. Wenn ein Schwarm auffliegt, hört man ein leises Wispern. Es sind Kontaktrufe. Wird die Nahrung knapp, lösen sich die Schwärme auf. Buchfinken kommen auch an den Futterplatz. Sie picken am liebsten auf, was auf den Boden fällt.

26.10. Im Gamserriet hat sich wiederum ein grosser Schwarm Buchfinken mit 30 Bergfinken gebildet. Der Bergfink hat im Vergleich zum Buchfink schmalere Flügel und einen kürzeren Schwanz, ist sonst aber recht ähnlich. Am besten zu unterscheiden ist er durch den weissen Bürzel und Rücken, sowie das orangefarbene Flügelfeld, was aber bei Weibchen in gemischten Schwärmen manchmal schwierig zu sehen ist. Im Sommerhalbjahr bewohnen Bergfinken die lichten Nadel- und Laubwälder in der nordischen Taiga Zone. Die Anzahl der in Mitteleuropa überwinternden Bergfinken variiert stark von Jahr zu Jahr in Abhängigkeit vom Bruterfolg und vom Angebot an Buchnüssen in unseren Laubwäldern. Dieses Angebot fällt dieses Jahr hier aus.

Foto von Fredy Buchmann: In manchen Jahren treten Bergfinken in riesigen Schwärmen auf.