August Beobachtungen 2020
Die Zugzeit der Vögel ist da, obwohl wir Hochsommer erleben.
Am 1. August sitzen noch einige Jungvögel der Mauersegler in den Kästen. Hie und da werden ein oder zwei Köpfchen sichtbar. Am nächsten Tag sind alle, Alt und Jung, fort. Der Luftraum um das Sekundarschulhaus ist leer. Es fehlt etwas. Zum Glück sind die Mehlschwalben da. In der Nähe ziehen sie in über zehn Nestern zum zweiten Mal Junge auf. Zum grossen Teil sind es Kunstnester, die ihnen vogelfreundliche und hilfsbereite Menschen an geeigneten Hauswänden festgemacht haben. Erfreulich und auch erstaunlich ist, dass sie daneben selber Nester gemauert haben. Meistens fehlt ihnen dazu der nasse Lehm in der Nähe. Den finden sie jetzt am ehesten auf Baustellen, früher rund um Bauernhöfe! Junge Mehlschwalben lassen ihren Kot aus ihrem Nest fallen. Um Hauswände, Fenstersimse und Vorplätze davor zu schützen, bringt man unterhalb der Nester Kotbretter an. Es braucht grossen Aufwand, Geschick und Idealismus, um den geschützten Mehlschwalben zu helfen. Es gibt im Grofquartier auch Nisthilfen, die noch nicht benützt wurden. Manchmal dauert es eine Weile, bis sie angenommen werden. Unbrauchbare uralte Nester an uralten Brutplätzen werden hingegen immer wieder aufgesucht. Solche Orte wären erfolgversprechend für die Aufzucht ihrer Jungen.
Im Laufe des Monats wird der Vogelzug intensiver
Eines Morgens fliegt ein grosser Mehlschwalbenschwarm dicht über das grossflächige, schon etwas aufgeheizte Dach der Sekundarschule. Hinsitzen, aufflattern, hinsitzen, schnell ein Insekt erjagen, alles durcheinander, nur kurze Zeit. Schon fliegt der ganze Schwarm höher und verschwindet talauf. Zurück bleiben die Schwalbeneltern, die noch Junge zu versorgen haben.
Im Auenwald trainiert der Pirol seine Jungen für den Flug in den Süden. Ein letztes Mal ist sein «dülioliu» zu hören.
Leises Gewisper ertönt aus den Bäumen und Beerensträucher am Kanal und am Giessen. Willkommener Zwischenstopp um Fettreserven aufzubauen für den langen Flug in den Süden. Zu sehen sind Grasmücken und Schnäpper. Mehl- und Rauchschwalben fliegen tief über dem Wasser, um Insekten zu erhaschen.
Einer fällt auf, der Trauerschnäpper
Er sitzt aufrecht auf seiner Sitzwarte. Er fängt kleine Insekten im Flug und am Boden, nachdem er immer wieder von seiner Sitzwarte startet.
Trauerschnäpper überwintern in Westafrika zwischen der Sahara und dem Golf von Guinea. Im Frühjahr ziehen sie ziemlich rasch nach Europa zurück und legen nur wenige Stopps ein, an der Küste oder an anderen Stellen, wo sie nicht brüten. Im Herbst dagegen lassen sie sich mehr Zeit. Dann kann man besonders nordeuropäische Brutvögel häufig an Gewässerufern sehen.
Die Schweiz befindet sich am Südwestrand des Verbreitungsgebiets des Trauerschnäppers. Eine Gefährdung dieses Langstreckenziehers besteht darin, dass Aufgrund der Klimaerwärmung die Brutzeit trotz Anpassung (z.B. zeitiger Rückkehr, früherer Brutbeginn) nicht mehr optimal auf den Zeitpunkt der höchsten Nahrungsverfügbarkeit abgestimmt ist. Zudem sind die geeigneten Nisthöhlen immer früher von Meisen besetzt. Die Entwicklung in Europa und den verschiedenen Höhenstufen der Schweiz decken sich mit Voraussagen aus Klimaszenarien. (Schweizer Brutvogelatlas 2013-2016).
Der August verabschiedet sich mit starken Niederschlägen und Kälte.