Juli Beobachtungen 2020

Foto von Fredy Buchmann: Der Mauersegler verbringt die meiste Zeit seines Lebens in der Luft.

Das lieb gewordene Bild der rasant um die Häuser jagenden und permanent srii-srii rufenden Mauersegler ist nicht mehr zu beobachten. Mauersegler verbringen sowohl im Brutgebiet als auch im südafrikanischen Winterquartier nicht mehr als 3 bis 3 1/2 Monate, die restliche Zeit des Jahres beanspruchen Weg- und Heim Zug.

Für viele junge Mauersegler sind hohe Sommertemperaturen fatal. Weil Mauersegler vor allem in hohen Gebäuden unter Dächern brüten, erhitzen sich ihre Nistquartiere extrem. Auf der Suche nach Abkühlung am luftigen Nesteingang stürzen dann immer wieder Jungtiere ab und bleiben hilflos am Boden liegen.

Selbst, wenn sie den Sturz unverletzt überstehen, sind ihre Überlebenschancen leider gering. Denn im Gegensatz zu anderen Vogelarten füttern Mauersegler ihre Jungen nicht außerhalb des Nestes. Helfen kann man den Jungvögeln nur mit einer Handaufzucht vom Spezialisten, die aber aufwändig und bei Verletzungen oftmals erfolglos ist.

Der Vogelgesang ist fast verstummt

Die Partnerwahl, zu der er dient, ist längst abgeschlossen oder schon aufgelöst. Hie und das ertönt noch die zweite Hälfte des Liedes der Mönchsgrasmücke oder das Gezeter einer aufgeschreckten Amsel. Die Mehlschwalben, die eine zweite Brut aufziehen, melden sich in Nestnähe mit lautem Gezwitscher. Wenn die sechzig Dohlen vom Schloss weg zur Nahrungssuche auf die Felder fliegen, tönt es laut von oben kia, kia, kia. Diese Kontaktrufe halten den Schwarm zusammen.

Kräfteraubende Brutzeit

Nun müssen Fettpolster aufgebaut werden. Die einen brauchen sie für den weiten Flug in das Überwinterungsgebiet, die anderen für die futterarme Winterzeit hier. Überall rufen Beeren und Früchte, bald auch der beliebte Schwarze Holunder. In Brachen, stehen gelassenen Wiesenrändern entlang von Hecken und Gewässern sind die Pflanzen vollbehangen mit Samen. Darin krabbeln eine riesige Menge verschiedener Insekten. All dies gehört zur Lebensgrundlage vieler Tiere, nicht nur der Vögel.

Ein Silberfaden, kaum handlang und dünn wie feine Stricknadel schlängelt sich über eine Steinplatte. Es ist eine Blindschleiche, sicher in diesem Jahr und in der Nähe des Fundortes auf die Welt gekommen. Blindschleichen werden in einer durchsichtigen Eihaut geboren, welche sie sofort aufbrechen und ein selbstständiges Leben beginnen. Sie lieben Kompost, Ast- und Laubhaufen. Sie brauchen solche Verstecke. Das beobachtete Tierchen kam sehr wahrscheinlich in diesem grossen Garten mit noch vielen Verstecken zur Welt. An Schnecken und Würmern fehlt es nicht. Diese sind die wichtigste Nahrung der Blindschleichen.

Mäusebussard auf Abwegen

Bei Heidy Beyeler steht plötzlich an einem Samstagvormittag im Geflügelauslauf ein junger Greifvogel, ein Mäusebussard-Nestling, wie sich in der Folge herausstellte. Fliegen konnte der junge Kerl nicht und die Hühner, Gänse und Laufenten waren spurlos verschwunden – im Garten unter dem Gebüsch. Was tun? War ihr erster Gedanke. Sie rief den Wildhüter an. Er bat sie um ein Foto damit er abschätzen könne um welchen Vogel – adult oder jung es gehe. Bewaffnet mit der Kamera ging sie zum Gefieder-Auslauf. Da war kein Greifvogel mehr zu sehen – auch unter den Sträuchern nicht. Sie versuchte ihre Hühner, Enten und Gänse zu zählen. Einer ihrer vier Gockel fand sie nicht, also suchte sie in den drei Stallungen nach. Da hockte doch der Greifvogel erhöht in einer Kiste, welche den Hühnern als Legenest diente. Er hatte wohl Schutz gesucht. Anhand des Fotos war für den Wildhüter klar: es ist ein Mäusebussard-Nestling. Er empfahl ihr, den Vogel einzufangen und in der Nähe auf einen erhöhten Ort zu setzen. «In ein, zwei Tagen wird er wohl wegfliegen.» Sie setzten den Vogel auf einen erhöhten Baumstrunk am Waldrand, nahe dem Fundort. Kaum waren sie 100 Meter vom Aussetzungsort entfernt kam Mutter oder Vater daher geflogen und versorgten den Nestling.