Ornithologische Beobachtungen im Mai 2021

Foto von Markus Weber: Wie andere Spötter ist auch der Orpheusspötter gedrungen.

Im Monat Mai treffen nun auch die Langstreckenzieher aus dem südlichen Afrika bei uns ein.

Arealausweitung des Orpheusspötters

Der Orpheusspötter hat Mitte des letzten Jahrhunderts von Frankreich aus Mitteleuropa besiedelt, zuerst das Tessin 1960 (1993-1996 Brutvogelatlas CH). Erste Bruten 2001 bei Riehen und 2003 sogar in der Stadt Basel. Zeitgleich konnte in Buchs der erste Orpheusspötter beim Ablaufberg SBB festgestellt werden. In entsprechender Weise scheint sich der Gelbspötter Richtung Osten zurückzuziehen.

Der Orpheusspötter sieht dem Gelbspötter sehr ähnlich. Trotz der Ähnlichkeit mit dem Gelbspötter ist er nicht nur anhand der Stimme zu unterscheiden, sondern auch am fehlenden oder nur undeutlich ausgeprägten hellen Flügelfeld, an den deutlich kürzeren Handschwingen, dem runderen Kopfprofil und der oberseits eher braungrünen Färbung. Unterseits ist er noch kräftiger gelb, das gilt besonders für einen oft vorhandenen, kräftigen gelben Brustfleck. Wie auch beim Gelspötter sind nur Vögel im Frühjahr voll ausgefärbt, im Herbst können sie deutlich weniger Gelb- und Grüntöne aufweisen.

Der Orpheusspötter sitzt zum Singen gern auf Zweigen in der Sonne, die Art ist also beim Singen besser zu beobachten. Der Gesang ist etwas hastiger als der des Gelbspötters, ausserdem weniger abwechslungsreich und nicht so kräftig.

Nistplatztreue Mauersegler

Am 1. Mai fliegen hoch über Buchs die ersten Mauersegler, zurückgekehrt aus dem Süden Afrika. Kurz zuvor waren die Seglerkästen am Sekundarschulhaus von Markus Roduner in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Süd gereinigt worden, 22 Einzimmerwohnungen. Einige Tage später rast ein Schwarm dieser schwarzen Vögel schreiend um das Gebäude, nahe an den Nisthilfen vorbei. Mitte Mai schlüpft der erste beobachtete Vogel in einen Kasten. Damit nimmt er ihn für diese Brutzeit in Anspruch. Da Männchen und Weibchen gleich aussehen, weiss man nicht, wer hineinschlüpft. Hie und da sind es beide nacheinander. Seither werden immer mehr Kästen besetzt. Da der Einflug sehr schnell geschieht, ist das zählen sehr schwierig. Hineingeschlüpft wird nur bei trockenem Wetter. Hie und da wird nur hineingeschaut, vielleicht dann, wenn besetzt ist. Geschätzt sind dreiviertel der Nisthilfen (Kästen) belegt. Ein einziger Hausspatz hat bis jetzt seinen Platz (Kasten) behauptet, wie lange noch?

Mauersegler brüten, je nach Witterung, etwas weniger oder mehr als drei Wochen. Auch die Jungenaufzucht ist von der Witterung und dadurch vom Nahrungsangebot abhängig. Sie dauert zwischen 5 ½ und 8 Wochen. Es sind jeweils 1 – 3 Junge, und nur eine Brut pro Jahr.

Mauersegler sind Insektenfresser und jagen nur in der Luft. Sie kleben die Beute zu haselnussgrossen Kugeln zusammen und stopfen den Jungen diese tief hinein. Mauersegler hinterlassen keine Kotspuren. Vielleicht werden sie nicht oder kaum wahrgenommen, wenn sie unter dem Dach einen Platz gefunden haben. Anfang August verschwinden die meisten dieser Flugkünstler fast über Nacht. Nach dem Ausfliegen werden sie wochen- oder sogar monatelang grösstenteils in der Luft verbringen. Wenn sie am nächsten Mai zurück aus Afrika sind, ist es gut möglich, dass die Altvögel oder die nun fast ein Jahr alten Jungen in denselben Kasten zurückkehren. Man nennt dies Geburtsortstreue. Schon vor vielen Jahrzehnten hat man Jungvögel in Mistkästen mit winzigen Metallringen gekennzeichnet, und später gezielt oder durch Zufall wieder gefunden. Heute braucht die Forschung Minisender von wenig Gramm Gewicht.