Zugvögel sind Frühlingsboten. Dabei richten sich die verschiedenen Arten nach einem klaren Zeitplan. Star und Bachstelze künden den Vorfrühling an, Mauersegler und Nachtigall kehren in den letzten Apriltagen zurück.
Doch dieses Jahr ist durch das wechselhafte Wetter alles anders.

2.3. Nach einer frostigen Nacht freut sich alles an den wärmenden Sonnenstrahlen. Der Auenwald ist voll von singenden Buchfinken, Bergvögel wie die Birkenzeisige und frühe Rückkehrer wie die Goldammern picken am Strassenrand neben dem Kanal nach Samen. Diese sind aus den Krautstauden am Bachbord gefallen. Solche stehengelassene „Unkräuter“ können im Winter und bei spätem Frost überlebenswichtig sein. Kaum ist die Luft aufgewärmt, fliegen die ersten Mücken und Schmetterlinge. Im Wasserloch im Rietli sind einige Erdkröten angekommen, um sich zu paaren. Leider sind es jedes Jahr weniger. Die Stockenten fressen den Laich, die Raben stellen den abwandernden Kröten nach.

17.3. Es ist wieder kühl. Trotzdem singen die Amseln, Sing- und Misteldrosseln. Amseln sitzen dazu oft auf Baumspitzen oder Hausdächern. Ihr Gesang ist wohl der bekannteste und beliebteste, er zeigt den Frühling an. Sing- und Misteldrosseln wählen zum Singen den obersten Drittel hoher Bäume, sodass man sie kaum sieht. Die Singdrossel wiederholt ihr kurzes Lied immer zwei bis viermal. Die Misteldrossel singt ein kurzes, etwas verhaltenes Lied. Die Ringeltauben gurren rugguh-gugu. Die grössten unserer Tauben sind von der Alpensüdseite zurück. Im Flug fällt das breite weisse Band im Flügel auf. Zur Brutzeit bewohnen sie den Wald.

Hausrotschwanz und Mönchsgrasmücke lassen auf sich warten.

20.3. Die zu erwartenden Hausrotschwänze und Mönchsgrasmücken sind noch nicht eingetroffen. Stare haben im Mittelmeerraum überwintertet, und mussten daher nur eine kürzere Route zurücklegen als jene, die aus dem weit entfernten tropischen Afrika heimkehren. Es scheint, dass eine stürmische Wetterlage beim Vogelzug einen Stau verursacht. Seit Mitte März warten wir auf das wohlklingende Lied der Mönchsgrasmücke.

Bei vielen Arten treffen die Männchen mehrere Tage vor den Weibchen ein, um einen guten Brutplatz zu besetzen.
Ein einsamer Hausrotschwanz hat den ganzen Winter am renaturierten Binnenkanal bei Buchs verbracht. In Wassernähe hat er sein Futter, vorwiegend Insekten und Spinnen gefunden. Nun ist er der erste und kann das beste Revier auswählen.

22.3. Vier Weissstörche haben im Schaanerriet bereits zwei Horste besetzt. Sie begrüssen sich mit freudigem Geklapper auf dem Horst, das mit rückwärts gebogenem Kopf und auf den Rücken gelegtem Schnabel. So wird ihr Territorium markiert, begrüsst und die soziale Bindung gestärkt.

Frühlingsboten künden den Frühling an

24.3. Je höher man steigt, desto mehr Buschwindröschen blühen, dazu Veilchen und Leberblumen. Die Waldränder sind bedeckt mit Lerchensporn (rot und weiss) und Taubnesseln. Die Waldmeister haben Knospen. Ganz anders ist es im Valcupp: Schneeresten und verwelkte Märzenglöckchen. Trotzdem schaukelt ein Zitronenfalter vorbei. Die Rotkehlchen lassen sich nicht vom Singen abhalten.

30.3. Mit der Hochdruckströmung und starkem Föhn sind Hausrotschwänze, Felsen-, Rauch- und Mehlschwalben eingetroffen.

31.3. Nach diesem kurzen Hoch folgt nun kühles, nasses Wetter mit Schnee. Die Schwalben fliegen sehr tief über dem Wasser vom Rhein. Sie picken Insekten vom Wasser ab. Auch die Schwarzkehlchen beherrschen diese Methode. Die frisch angekommenen Hausrotschwänze versuchen ihr Glück in den Rheinsteinen. In Wassernähe ist nun die einzige Nahrung für sie zu finden.

Foto von Fredy Buchmann: Der Hausrotschwanz zur Zugzeit häufig an Gewässern.